von Christoph Seiffert
Bei schönem Wetter geht es los zu einer langen Tagesetappe. Wir möchten den normalerweise fünftägigen Trek in vier Tagen schaffen, um die beschnittene Zeit, die uns danach in Tibet bleibt besser einzuteilen.
Für heute haben Bhim, unser Guide, und ich vorgesehen, eine beinahe doppelte Tagesetappe zu wandern. Normalerweise sind die beiden ersten vollen Wandertage kürzere Sequenzen um sich in den Wanderrythmus einzugeben.
Schon zur Mittagszeit, nach vierstündiger Wanderung mit angeregten Gesprächen in der Gruppe, erreichen wir den Rastplatz der üblicherweise für die zweite Nacht gewählt wird. Wir nehmen einen Picnic als Mittagessen zu uns und ziehen danach bald weiter durch die schöne Tallandschaft auf Wegen oberhalb des Karnalis. Entlang Weideland und Feldern geht stetig leicht ansteigend hoch bis auf etwa 3000 Meter über Meer. Danach folgt ein kurzer steilerer Abstieg auf dem breiten Saumpfad und wir erreiche um etwa fünf Uhr abends den heutigen Rastplatz oberhalb des Chhungsa Kholas nach einer achtstündigen Wanderung.
Es ist für mich erstaunlich wie entspannt und angeregt unsere kleine Gesellschaft unterwegs ist. Obwohl wir weitaus mehr Stunden unterwegs sind als ursprünglich vorgesehen, begegne ich offenen und entspannten Gesichtern rundum. Ein ganz grosses Kompliment an jedes einzelne unserer Gruppe, selbstverständlich meine ich wirklich alle, egal ob aus Europa oder Nepal.
Unsere Crew hat uns irgendwo entlang des Weges beinahe unbemerkt überholt und bei unserer Ankunft ist das Camp schon fast fertig aufgebaut. Wir bekommen gleich freundlich warme Getränke serviert und werden dazu angehalten uns zu entspannen.
Die Küchenjungs zaubern im Küchenzelt ein mehrgängiges Menü mit reichhaltigem Hauptgang. Lecker!
Bald nach dem Essen kommt der Wunsch für eine Gute Nacht Geschichte auf, und so finde ich einen einfachen Einstieg, meinen Reisefreund/Innen einen ersten Überblick in die buddhistische Religionsgeschichte Tibets und die Bedeutung des heiligen Bergs Kailash für die umliegenden Religionsgruppen zu geben.
Nach der langen Wanderung zieht es alle früh ins Bett. Das Geheul der Schakale, welches uns vor dem Abendessen überraschte ist verstummt. Die Grillen zirpen ihr Nachtlied und alsbald hört man hie und da einige Füchse bellen. Der Platz bei der Schlucht liegt etwas oberhalb der Gebirgsbäche und des Karnalis. Das Rauschen ist nicht so dominant wie während der letzten Nacht. Und doch wird der Klang des Wassers, das aus dem Kailashgebiet entspringt, uns noch einen weiten Teil der Reise begleiten.
Vier der grössten Ströme Asiens entspringen in der Kailashregion, welche als riesiges Naturmandala gilt. Für mich ist der Weg zum Kailash dem Karnali entlang der speziellste Weg in diese Gegend zu reisen. Die Welt ist überwältigend und die Menschen entlang des Saumpfads herzlich und freundlich.