von Christoph Seiffert
Lhakpa, unser tibetische Guide, muss als erstes noch auf Ämter für unsere Bewilligungen. Derweil streifen wir durch Purang und machen einige Einkäufe.
Purang ist eine schnell gewachsene Kleinstadt zur Bezirksverwaltung und zur Grenzsicherung. Die meisten Bauten sind irgendwelche offiziellen Gebäude, die wenigen alten Häuser des Ortes gehen zwischen ihnen beinahe unter.
Nachdem Lhakpa alle nötigen Papiere fertig hatte ging es noch zur Bank zum Geld wechseln. Endlich um zwölf Uhr ist es soweit und wir können losfahren.
Gleich nach dem Anstieg hinter dem Ort kommt das Himalayamassiv hinter den vorgelagerten Hügeln zum Vorschein. Die Bergriesen ragen in den strahlend blauen Himmel empor.
Auf der breiten geteerten Strasse geht es schnell voran und nach einem kleinen Pass von 4700 Metern Höhe geht es nur wenig hinunter und wir sehen zum ersten Mal den Mt. Kailash in der Ferne.
Bald halten wir an einem wunderbaren Aussichtspunkt an, und unser Blick schweift über das tiefe Blau des Lhanag Tsos, des Raksas Tal. Im Norden hinter den weiten Wassern ragt der heilige Berg am Horizont. Hinter uns im Süden steht die mächtige Gurla Mandhata mit über 7000 Metern hohen Schnee- und Eiswänden.
Gurla Mandhata und Mt. Kailash gelten hier als gegenüberliegende Teile eines Ganzen. Gurla Mandhata repräsentiert die weiblichen Energien und Kang Rinpoche, wie der Kailash bei den Tibetern heisst, steht für die männlichen Energien.
Zwischen den beiden Bergen liegen die beiden Seen Manasarovar und Raksas Tal. Dies sind die Namen aus dem Sanskrit und in der westlichen Welt besser bekannt. Hierzulande heissen die Seen Mapham Yumtso und Lhanag Tso.
Ersterer steht wieder für die männlichen Energien, das Bewusste.
Zweiterer steht für die weiblichen Kräfte und das Unterbewusste, das Geheimnisvolle.
Die Gegend hier ist ein riesiges Naturmandala mit den beiden Bergen, den zwei Seen, und vier der grössten Ströme Asiens die hier entspringen und in alle vier Himmelsrichtungen in die Weite fliessen.
Der Himmel über uns ist von intensivem Blau und die Sonne heizt das karge Land auf über 4500 Metern Höhe auf. Nach einem Picknick im Windschatten der Fahrzeuge fahren wir zum Kloster Trugo am Mapham Yumtso, dem höchstgelegenen riesigen Süsswassersee der Welt. Acht Mönche leben und praktizieren hier in der Tradition des Gelug Ordens in dem kleinen Kloster am Südufer des Wassers.
Bald fahren wir weiter zum Chiu Gompa an der Westseit und campieren nahe beim Ufer. Die Landschaft hier oben ist atemberaubend schön, die grenzenlose Weite führt mir meine Wenigkeit, ein Pünktchen in der Landschaft, einmal mehr klar vor Augen.
Der Sternenhimmel über mir, jetzt während ich am Blog schreibe, spannt sich über die flache Landschaft. Es ist kaum vorstellbar dass unsere Mutter Erde der einzige Planet mit Leben im Kosmos sein soll.
Ein grosses Rudel Hunde bellt zwischen den Zelten in die Nacht, rauft sich immer wieder.
Der kräftige Wind zerrt an den Zelten.
Es steht uns eine unruhige Nacht bevor…