von Christoph Seiffert
Die Jungs sind um vier Uhr aufgestanden und wecken uns um fünf mit Tee oder Kaffee am Zimmer.
Wir müssen Tibet, wie alle anderen ausländischen Touristen auch, heute verlassen. Der Grund für den vor drei Wochen angekündigten Rausschmiss ist nicht klar.
Allgemein wird vermutet, dass der Parteikongress Anfang Oktober in Beijing der Grund dafür sein dürfte. Dort soll der nächste Premierminister, welcher im kommenden Frühjahr gewählt wird bestimmt werden.
Wie dem auch sei, wir fahren um halb sieben nach dem Abschied von der Küche in die Dunkelheit hinaus.
Es dauert noch etwa eineinhalb Stunden bis zum Morgengrauen, denn die Uhren im chinesischen Hoheitsgebiet laufen alle nach Pekingzeit. Sobald wir die Grenze nach Nepal überschreiten, werden Uhrzeit und Sonnenstand wieder etwas besser harmonieren.
Im Lichte des Vollmondes erscheint die Landschaft konturenhaft. Die Piste, welche uns in Richtung Paiko Tso führt, ist gut im Stande und erlaubt ein schnelles Vorankommen. Die Wellblechpartien halten Einen wach und so verpasst trotz der Morgenmüdigkeit wohl niemand die spiegelnde Fläche eines kleinen Sees am Wegrand.
Wir erreichen den Paiko Tso genau zum Sonnenaufgang. Die ersten Strahlen tauchen die 7000er im Süden in ein warmes Licht. Bald darauf strahlt sie uns über den See hinweg ins Gesicht.
Eine halbe Stunde weiter steht Shisha Pangma, ein breiter Achttausender vor dem blauen Himmel.
Bald sind wir auf dem letzten Pass unserer Reise, dem gut 5000 Meter hohen Tong La.
Wir lassen das tibetische Hochland hinter uns und fahren hinunter nach Nyelam zum Mittagessen. Es ist ein muslimischer Nudelsuppenmacher aus Lhanzhou bei dem wir einkehren. Seine Spaghettinudeln zaubert er mit flinken Händen aus einem Klumpen Teig.
In Nyelam ist die trockene Vegetationszone am Ende. Direkt unterhalb des Dorfes wachsen Büsche, bald Bambus und Bäume. Wasserfälle stürzen von steilen Hängen in die tiefe Schlucht.
In Zhangmu angekommen, beginnt der normale Alltagsstau im Serpentinendorf. Güter auf Lastwagen aus Nepal und Indien werden auf chinesische Wagen gepackt und umgekehrt. Im einzig grösseren Grenzort zwischen Nepal und Tibet herrscht täglich dasselbe Chaos.
Bei der Immigration angelangt geht heute alles ziemlich schnell, schliesslich müssen an diesem Tag alle ausländischen Touristen Tibet verlassen. Somit sind die Gepäckkontrollen ziemlich lasch und die Beamten sind nicht daran interessiert sich unnötig noch mehr Arbeit zu machen.
Wieder in Nepal fahren wir per Privatbus noch etwa eineinhalb Stunden weiter den Fluss hinunter und quartieren uns im Borderland Resort in Zelten ein.
Wir haben es mit viel Glück und Ausdauer geschafft, die Reise zum, und die Umrundung des Mt. Kailash trotz erschwerter Bedingungen zu machen.
Dass die chinesische Regierung eine Woche vor unserer Abreise entschied, alle ausländischen Touristen per Ende September aus Tibet zu entfernen, machte die Reise zu einem ziemlichen Lottospiel.
Wir hatten keine Reservetage mehr, falls etwas nicht geklappt hätte.
Dennoch verlief alles sehr gut, einerseits durch die gute Zusammenarbeit aller involvierten Veranstalter und des lokalen Personals.
Dann bestimmt aber auch durch die tolle Gruppe und ihrem Verständnis für die Situation und ihrem inneren Zusammenhalt.
Nicht zuletzt aber auch hatten wir einfach nur Glück, das Wetter für den Flug nach Simikot hätte noch über Tage hinweg schlecht sein können. Es wendete sich aber im für uns letztmöglichen Moment und wir wanderten ausschliesslich bei bestem Wetter.
Ob es nun Glück, Karma, Schicksal, Fügung oder göttliches Geschick genannt wird ist mir egal.
Ich bin dankbar mit dieser Gruppe diese Reise erlebt zu haben und werde sie für immer in bester Erinnerung behalten.
Danke!
Wir werden noch einige Tage in Kathmandu verbringen, einige Sehenswürdigkeiten besuchen und vor allem Zeit haben um die Stadt in Ruhe zu beobachten.
Selbstverständlich werden wir auch kaum ums Shoppen herumkommen bevor es Zeit ist, die Heimreise anzutreten.
Ich schliesse mit diesen Worten den Blog dieser Reise und freue mich auf die verbleibenden Tage mit meinen Reisekumpanen!