von Christoph Seiffert
Die Kailash-Khora geht los!
Die nächsten drei Tage werden wir den heiligen Berg auf dem traditionellen Pilgerweg umrunden.
Wir starten langsam auf einem leicht ansteigenden Pfad. Rechterhand befinden sich Steinhaufen die sich im Laufe der letzten Jahrtausende immer höher türmten. Wohl jeder trägt seinen Stein dazu bei.
Auf einer Kuppe angelangt strahlt der Kailash im blauen Morgenhimmel, zuvor verdeckt von vorgelagerten Hügeln, erscheint er von einem Schritt auf den anderen.
Der Weg zieht sich in ein Tal nach Norden, von weitem sichtbar ragt der Tarbochen, ein mit vielen Gebetsfahnen geschmückter Lebensbaum empor. Er repräsentiert wie auch der Kailash selbst, die Verbindung von Erde und Kosmos.
Nebenan steht der Eingangschörten zur Khora. Durch sein Tor hindurch schreiten wir nach dreimaliger Umrundung auf den mystischen Weg um Kang Rinpoche.
Derzeit sind nicht so viele Pilger unterwegs. Es ist die Zeit der Gerstenernte, und so sind die bäuerlichen Hände mit mähen, dreschen und dem rösten des Korns beschäftigt.
Auch westliche Touristen sind nicht mehr viele unterwegs, es sind nur noch die letzten Gruppen des Jahres hier, da alle Ausländer in vier Tagen Tibet auf Erlass der Chinesischen Regierung verlassen müssen.
Und doch ist man nie alleine unterwegs. Kleine Grüppchen ziehen ihre Weges und alle grüssen sich fröhlich mit “Tashi Delek”.
Eine letzte Gruppe Inder sind zu Fuss oder auf Pferdrücken anzutreffen. Für sie, als Hindus, gilt der Kailash als Sitz von Shiva und seiner Gattin Parvati.
Gemächlich ziehen alle hoch, die dünne Luft auf 5000 Metern lehrt Einen die Langsamkeit anzunehmen.
Um etwa halb fünf sind wir beim Kloster Drira Phuk angelangt und vor uns steht die steile Nordwand des Berges flankiert von zwei Steinhügeln.
Wir besuchen das Kloster mit seiner Meditationshöhle bevor wir uns zum Gasthaus hinunter begeben.
Hier werden nicht einzelne Zimmer vermietet sondern Betten in Zweier- bis Viererzimmern. Der Vorteil gegenüber einem Camp in dieser Höhe liegt auf der Hand: Der kalte Abendwind peitscht nicht durch die Planen.
Wir gehen nach einer erfüllenden aber auch strengen Wanderung früh zu Bett. Morgen werden wir bereits eine Stunde vor Tagesanbruch in Richtung Dölma La, dem Pass steigen.